"Was ich Ihnen sagen will, ehe ich mit meiner Geschichte anfange, ist zweierlei: Ich sehne mich nach der Wahrheit. Und ich lüge."
Adam Ryan ist ein Überlebender. Doch davon soll niemand wissen.
Mit 12 Jahren verschwanden Adam und seine zwei besten Freunde im Wald und nur Adam kehrte zurück: mit tiefen Kratzern auf dem Rücken und Blut in seinen Schuhen, das nicht seines war. Doch erinnern kann er sich an nichts.
Mittlerweile ist Adam erwachsen, nennt sich Rob und ist Detective im Dubliner Morddezernat. Von seiner Vergangenheit weiß niemand und auch er kann sich bis heute an nichts erinnern. Doch dann wird die Leiche eines Mädchens – aufgebahrt wie ein Opfer auf einem Alter in einer Ausgrabungsstäte – gefunden: und zwar neben jenem Wald, in dem auch Rob damals aufgefunden worden war …
Das Buch wird aus der Ichperspektive von Rob (Adam) erzählt und ist stilistisch tatsächlich äußerst herausragend, ganz eindeutig kein typischer Thriller oder Krimi von der Stange und allein dadurch machte mir das Lesen sehr viel Spaß.
Rob ist kein Held. Er ist verschlossen, teilweise überheblich und – auch wenn er es nicht zugibt – offenbar alkoholabhängig. Außer seiner Partnerin Cassie steht er niemandem nahe: weder seiner Mitbewohnerin, noch seinen Eltern. Als Rob von dem Verdacht beschlichen wird, dass der Mord des Mädchens etwas mit seinem eigenen Fall zu tun hat, stürzt er sich in die Ermittlungen und gerät dabei immer tiefer in eine Spirale seiner Erinnerungen.
Die Spannung zieht sich sehr unterschwellig durch das Buch. Grabesgrün ist kein Pageturner, kein Thriller, an dem alle Enden – egal ob sinnvoll oder nicht – vom Autor für den Leser zusammengeführt werden, dafür aber ist es ein hervorragender Roman, der einem viel Aufmerksamkeit abverlangt. Am Ende wird man damit belohnt, dass man noch lange, nachdem man die letzte Seite gelesen hat, über das Buch nachdenkt – denn Tana French verlangt vom Leser, dass er die losen Fäden selbst verknüpft und gibt ihm keine Antwort darauf, ob er denn richtig lag.
Viele Situationen und Bemerkungen des Erzählers ergeben erst in der Reflektion Sinn und trotzdem weiß man nicht: War es so? Oder doch ganz anders?
Das Buch empfehle ich daher allen Lesern, die von dem Thriller-Einheitsbrei genug haben. Denn dieses Buch ist viel mehr als nur ein Krimi oder Thriller.
Doch Leser, die am Ende nicht gerne über noch offene Fragen nachdenken wollen, sollten zu einem anderen Buch greifen.
Mir hat es sehr gut gefallen.
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