5.0 out of 5 stars
Ich habe selten so überzeugt 5 Sterne vergeben!
Reviewed in Germany on 25 April 2017
=== Ausgangslage ===
Ich war auf der Suche nach einem "Wander-Fernglas", klein und leicht und auf jeden Fall 10fache Vergrößerung. Idealerweise ein 10x25. Nach einer ersten direkten Testrunde im roten Markt war mein erster Favorit das "Nikon Aculon A30 10x25": klein, leicht, sauber verarbeitet, mit einer bemerkenswerten optischen Qualität! Nur leider mit einem ziemlich schmalen Sehfeld von 4,9° (entspricht 85,75m/1.000m) und aufgrund der 25mm-Objektive mit einer nur durchschnittlichen Helligkeit bei Tageslicht.
Das "Nikon Prostaff 7s 10x30":
Bei einer zweiten Testrunde im selbigen Markt (der eine recht gute Auswahl an testbereit herumstehenden Ferngläsern zur Verfügung stellt) stieß ich auf das "Nikon Prostaff 7s 10x30". Ein gutes Stück größer und schwerer als das kleine Aculon, aber immer noch DEUTLICH leichter und kleiner als so ein 10x50-Porro-Klumpen.
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=== Bildqualität und Fertigungsqualität ===
Im Vergleich zu dem kleinen Aculon brachte das mäßig größere Prostaff neben dem gleichsam glasklaren Bild noch Folgendes mit:
- ein angenehm größeres Sehfeld von 6° (105m/1.000m)
- ein deutlich helleres Bild, und zwar durch die größeren Objektive und aufgrund der offensichtlich sehr guten Vergütung
- angenehm große und weiche Okularmuscheln (keine "Augenstanzen")
- eine stabile Eingelenk-Knickbrücke
- einen straff fahrenden Dioptrienausgleich, der zudem weit von den Händen entfernt liegt, und sich aus diesen zwei Gründen unmöglich von selber verstellen kann
- perfekte Schärfe übers gesamte Feld, bis zum Rand.
Dazu hat das Gerät trotz 6° Sehfeld nur einen minimalen Globuseffekt, der so gering ist, dass er mich nicht stört (und ich bin bei diesem Effekt empfindlich!).
Chromatische Aberrationen kann man finden, wenn man bewusst darauf achtet und dunkle, scharf begrenzte Objekte vor hellen Flächen hat (Klassiker: Schornstein vor blauem Himmel). Wir reden hier schließlich nicht von einem ED-Linsensystem! Aber man findet keine Spur von chromatischem "Bildzerfall". Das Prostaff liefert in allen Disziplinen ein absolut solides Bild! Auch die CAs sind in ihrer Ausprägung weit davon entfernt, das natürliche Sehen zu stören. Sprich: sie fallen nicht auf.
Die Bildqualität (Schärfe, Helligkeit) ist über jeden Zweifel erhaben. Mir persönlich aber gefallen zwei Punkte ganz besonders:
- die wirklich atemberaubende Helligkeit und Klarheit des Bildes und
- das angenehm große Sehfeld!
Diese beiden Punkte waren ausschlaggebend für meine Entscheidung gegen das kleine Aculon und für das größere, schwerere Prostaff. Es sticht problemlos deutlich teurere Steiner- oder Eschenbach-Geräte derselben Klasse aus. Es ist optisch entweder gleich gut oder sogar besser als diese (Sehfeld, Transmission, Schärfe, Globuseffekt, Bedienung), und dazu in jedem Fall preiswerter. Wie Nikon das hinkriegt ist mir unklar, aber das ist auch nicht relevant. Das Prostaff bietet einen glasklaren und bis zum Rand scharfen Blick, wie durch ein frisch geputztes Fenster. Das macht Freude, auch nach einer halben Stunde Dauerbenutzung!
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=== Kollimation ===
Einzig die Kollimation war nicht perfekt. Bei zunehmender Entfernung von den Okularen stellte ich einen leichten horizontalen und einen noch geringeren vertikalen Versatz der Bilder fest. Das ist nicht perfekt, aber diese Abweichung vom Optimum bewegt sich in normalen Fertigungstoleranzen.
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=== Scharfstellung ===
Die Scharfstellung läuft direkt und präzise und genügend fest, so dass man den Fokuspunkt sauber ansteuern kann. Das liegt zum Einen an engen Maßtoleranzen (die Mechanik läuft "saugend") und zum Anderen an dem sehr griffigen Einstellrad mit satten 30mm Durchmesser und feiner Rändelung, das an der Ober- und Unterseite simultan mit Zeigefinger und Daumen bewegt werden kann. Aus all dem resultiert eine maximal präzise Schärfesteuerung.
Als ich das Gerät dann gekauft hatte, hat mich beim Blick vom Balkon auf die freie Pampa allerdings gewundert, dass man selbst auf relativ weit entfernte Objekte bis 1.000m relativ exakt individuell scharfstellen muss. Der Schärfentiefe-Bereich ist auch auf diese Entfernung nicht allzu groß. Aber das ist überhaupt kein Umstand, da eine Bewegung von 1-2mm an der absolut direkt reagieren, fest, aber trotzdem butterweich laufenden Schärferegelung den Fokuspunkt sofort wieder findet.
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=== Stickstofffüllung ===
Der I-Punkt der Anbetungswürdigkeit dieses Gerätes ist seine Stickstofffüllung. Die daraus entstehenden Vorteile muss ich, denke ich, nicht extra erläutern.
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=== Ergebnis ===
Das "Nikon Prostaff 7s 10x30" sollte es also werden!
Nun kostete das Gerät im roten Markt 167,- Euro. Bei Amazon konnte ich es mir in einer vorübergehenden Preissenkung für 150,- schießen. Was will ich mehr? :o)
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=== Fazit ===
Satte 5 Punkte für diesen kleinen großen Edelstein Optik! Klein genug für den Rucksack und groß genug für gute Prismen und Objektivlinsen mit richtig guter Tageslichtsammelleistung! Der perfekte Kompromiss für mobile Tageslicht-Beobachtungen!
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=== Nachsatz zum Überlegen ===
Wie oft im Leben kauft man sich als "Nicht-Liebhaber" (also als normaler Mensch, der ein Fernglas nur gelegentlich und rein funktional und nicht aus passioniertem Hobby heraus verwendet) ein Fernglas? Wenn man es nicht irgendwo liegenlässt oder runterschmeißt oder über Nacht im Regen vergisst, eigentlich nur einmal im Leben. Oder vielleicht einmal aller 20 Jahre. Deshalb mein Nachsatz: Für <160 Euro kriegt man mit dem "Nikon Prostaff 7s 10x30" wirklich RICHTIG gute Qualität! Sowohl optisch als auch verarbeitungstechnisch. Das sollte man sich überlegen!
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Hat Ihnen meine Rezension bei Ihrer Entscheidung geholfen? Dann würde ich mich über ein "Ja" freuen! :o)
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