5.0 out of 5 stars
"The music in my heart I bore Long after it was heard no more." William Wordsworth
Reviewed in Germany on 28 March 2021
Das Alban-Berg-Quartett ist das meiner Generation, wie jede Generation "ihr" Streichquartett hat, so, wie "ihre" Interpreten: Sänger, Musikanten, Dirigenten, usw. Naturgemäß vergöttert man die einst Verehrten, denn sie bilden eine Konstante der Vergangenheit, in einer immer schneller flüchtigen Gegenwart (bedingt durch zunehmendes Alter). Jener Vergangenheit, in der das jeweilige "Man" jung war, und gaukelt so einen Schatten von "Junggebliebensein" vor, an dem man sich klammert, während der schattenwerfende Lebensdocht unweigerlich abbrennt.
Wie auch immer. Was bezauberte einst das damalige "Man", den damals Anderen des jetzigen Ich? Das ist die Frage, die man (also ich) sich stellt, hört man nach vielen Jahren, und vielen anderen Interpretationen der Beethoven-Streichquartette, wieder die des Alban-Berg-Quartetts.
Die Aufnahmen von 1979 - 1984, wieder in numerischer Reihenfolge der Quartette aufgelegt (in einer Vorgängerausgabe von Warner waren die Quartette scheinbar nach Zufallsprinzip durchmischt), haben nichts von ihrem Glanz verloren, wenn auch der überwältigende Eindruck von vor 40 Jahren nach den Wiederveröffentlichungen amerikanischer, oder historischer österreichischer Ensembles, etwas geerdeter ist. Der Duktus der frühen Streichquartette ist ein sehr tänzerischer, in ihrer Leichtigkeit fast schon an Mozart erinnernd, indessen die mittleren in "schubertesken" gemächlichen Schwüngen bis zu expressiven Konvulsionen sehr an die 80er erinnern, auch stellenweise fast abissel angestaubt vorkommen. Die späten Streichquartette wirken etwas gegenwärtiger, und sind vermutlich eigentlich jene, welche den Ruhm dieser Aufnahmen begründeten, obwohl sie im direkten Vergleich mit den amerikanischen Interpretationen (den historischen, und den damals zeitgenössischen) nicht wirklich überzeugen.
Das Alban-Berg-Quartett spielt technisch brillant, äußerst virtuos, ohne Rekorde brechen zu wollen, die Tempodynamiken sind immer im "hörbaren" Bereich, dagegen werden die Lautstärkendynamiken, etwa wie bei den
Beethoven-Streichquartett-Aufnahmen des Artemis-Quartetts
, weitestgehend ausgereizt. Aber es ist, wie es ist, zumindest für mich, für jemand anderen muß es allerdings nicht so sein: Auch in den Achtzigern wirkten diese Beethoven-Streichquartett-Aufnahmen des Alban-Berg-Quartetts konservativ-lieblich und eigentlich fast sentimental, - also quasi mehr an Doderers Strudelhofstiege angelehnt, als an Nestroy...